FĂŒr Herstellende und Marken gibt es unterschiedliche Wege, um die eigenen Produkte zu verkaufen. Zu den bekanntesten GeschĂ€ftsbeziehungen zĂ€hlen wohl Business-to-Business (B2B) und Direct-to-Customer (D2C). Bei der Entscheidung fĂŒr ein Business-Modell sollten die Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante abgewogen werden, um die fĂŒr das eigene Business passende Vertriebsstrategie zu finden.
Falls Du vor der Entscheidung fĂŒr dein Unternehmen stehst, ist dieser Beitrag genau das richtige fĂŒr Dich: Wir haben fĂŒr dich die Modelle GroĂhandel/ Wholesale (B2B) und Marketplace-Business (D2C) auf Vor- und Nachteile untersucht und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Wholesale (B2B)
Unter Wholesale (GroĂhandel) wird ein GeschĂ€ftsmodell verstanden, bei dem Produkte direkt von einer Marke oder Herstellenden gekauft und ĂŒber den eigenen Vertriebsweg (Shop) an Kunden weiterverkauft werden. Diese Art der GeschĂ€ftsbeziehung kann sowohl im normalen Handel als auch im E-Commerce bestehen.
Vorteile von Wholesale
- Garantierte UmsĂ€tze: Beim Wholesale kaufen GeschĂ€ftspartner in groĂen Mengen bei deiner Marke ein. Du hast dadurch einen kalkulierbaren Umsatz und bist nicht zu stark von Schwankungen in der Nachfrage betroffen, auch wenn diese langfristig deine GeschĂ€ftsbeziehung beeinflussen.
- Sicherheit: Da GroĂhĂ€ndler die Produkte gekauft haben, sind diese ihr Eigentum und somit auch ihre Verantwortung. Du trĂ€gt kein Lagerrisiko.
- Fokussierung: Da die Verantwortung fĂŒr Logistik, Abverkauf, Marketing und Kundenservice beim HĂ€ndler liegt, kannst du dich auf deine Kernkompetenz konzentrieren â dem Verbessern deines Produktes.
- Erfahrung: Je nach Produktkategorie können die Anforderungen an Produkte (Lagerung, Lieferbarkeit, Haltbarkeit, ErklĂ€rungsbedĂŒrfnis) stark variieren. Spezialisierte GroĂhĂ€ndler fokussieren und vertreiben meist Marken aus wenigen Branchen und haben Erfahrung mit Ă€hnlichen Produkten, woraus Vorteile in der Zusammenarbeit mit Einzelhandel und Endkunden resultieren können.
Nachteile von Wholesale
- AbhĂ€ngigkeit vom Einkauf: Die EinkĂ€ufer des GroĂhandels entscheiden, welche Produkte sie fĂŒr den Weiterverkauf einkaufen möchten. Um das Angebot fĂŒr sie attraktiv zu gestalten, sollten die Produkte in groĂer Anzahl verfĂŒgbar sein und die Preise fĂŒr die GroĂhĂ€ndler möglichst geringgehalten werden â das kann sich langfristig zum Leidwesen der eigenen Gewinnmarge auswirken.
- Kein Einfluss auf PrĂ€sentation: Indem die EinkĂ€ufer die Auswahl ĂŒber die weiterzuverkaufenden Produkte treffen, entscheiden sie auch, welche Produkte den Konsumenten prĂ€sentiert werden. Kunden haben also keinen Zugriff auf das gesamte Sortiment, sondern nur auf die vom den EinkĂ€ufer bestimmte Auswahl.
- Feedback: Der direkte Kontakt mit den Endkunden kann im Idealfall nicht nur die Kundenbindung zur eigenen Marke stĂ€rken. Durch konstruktives Feedback der Verbraucher besteht die Möglichkeit zu Verbesserung des eigenen Produktes. Durch den GroĂhandel erreichen einen diese RĂŒckmeldungen maximal indirekt.
- Reichweite: Gerade im Vergleich zu den stark wachsenden Online-MarktplĂ€tzen ist noch die geringere Reichweite zu nennen â durch den Online-Handel kann prinzipiell eine gröĂere Zielgruppe erreicht und durch gezielte Werbung sogar direkt angesprochen werden.
- PrĂ€sentation: Beim Verkauf an den GroĂhĂ€ndler bestimmt dieser, wie die Ware an welchem Ort und zu welchem Preis prĂ€sentiert wird â das kann sich negativ auf das Image der Marke auswirken.
Marketplace-Business (D2C)
Einen Online-Marktplatz kann man sich wie ein digitales Kaufhaus vorstellen, in welchem Herstellende und Marken ihre Produkte selbst anbieten und an die Endkunden vertreiben. HierfĂŒr nutzen sie die Infrastruktur, im E-Commerce die Website, der Marktplatz-Anbieter. Die aktuell gröĂten MarktplĂ€tze in Deutschland sind Amazon, mit einem Marktanteil von mehr als 55% (Statista, fĂŒr 2022), darauf folgen eBay, OTTO, Zalando und Kaufland. In einem ausfĂŒhrlichen Beitrag haben wir bereits einen Ăberblick ĂŒber Marketplaces geschaffen, schau doch gerne dort vorbei.Â
Vorteile des Marketplace-Business
- Höhere Gewinnmarge: Beim Marketplace-Business können Marken und Herstellenden direkt an Kunden verkaufen und sparen sich den Weg ĂŒber den GroĂhandel als ZwischenhĂ€ndler. Die Gewinnmarge ist dadurch meist deutlich höher.Â
- FlexibilitĂ€t und Kontrolle: Da die Produkte im Besitz der Herstellenden bleiben, können sie eigenstĂ€ndig Verkaufspreis und Verkaufsmenge der Produkte bestimmen. Sie behalten auĂerdem die Kontrolle ĂŒber die PrĂ€sentation der Produkte.Â
- Reichweite und Bekanntheit: Durch die hohe Anzahl der vielen unterschiedlichen Kundengruppen, die bereits regelmĂ€Ăig auf den MarktplĂ€tzen sind und dort einkaufen, werden Produkte einer Vielzahl an potenziellen KĂ€ufern ausgespielt.
- Vertrauen: Kunden, die wiederholt auf einem Marktplatz einkaufen, haben dem Marktplatz gegenĂŒber in der Regel ein höheres Vertrauen, das ĂŒber andere Wege des Direktvertriebs, wie bspw. den eigenen Online-Shop, erst aufgebaut werden muss.
- Auswertbarkeit: FĂŒr den Erfolg wichtige KPIs können eingesehen werden und Kundenfeedback erreicht einen im Marketplace-Business direkt â so sind schnellere Entscheidungen möglich.
Nachteile des Marketplace-Business
- Aufwand & KomplexitĂ€t: Die VerkĂ€ufer sind verantwortlich fĂŒr das Listing der Produkte, die Preisgestaltung, Logistik, Versand, Kundenzufriedenheit und vieles mehr. Die hohen Anforderungen, die MarktplĂ€tze inzwischen ganzheitlich stellen, sollten nicht unterschĂ€tzt werden. FĂŒr viele dieser Schritte können auch Agenturen wie MOVESELL beauftragt werden, um den eigenen Aufwand möglichst gering zu halten und trotzdem von den Vorteilen des D2C zu profitieren.
- GröĂeres Risiko: Die Kosten fĂŒr den Verkauf auf MarktplĂ€tzen steigen. Vor allem bei Amazon sind GebĂŒhren etc. mittlerweile sehr hoch und fressen einen GroĂteil der Marge. Dadurch besteht ein höheres Risiko und eine schwierigere Kalkulierbarkeit. Es gibt keine festgelegte Verkaufsmenge wie mit einem GroĂhĂ€ndler und Schwankungen in der Nachfrage wirken sich unmittelbar auf die Verkaufszahlen aus.
- Konkurrenz: Genau wie im Einzelhandel ist auch im Marketplace-GeschĂ€ft die Konkurrenz groĂ â HĂ€ndler konkurrieren nicht nur um die besten AnzeigenplĂ€tze, sondern schon um die Möglichkeit, die Buybox zu gewinnen und ein Produkt verkaufen zu können. KonkurrenzfĂ€hige Preise, aussagekrĂ€ftige Produktinformationen und eine ansprechende Darstellung der eigenen Produkte sind daher unerlĂ€sslich â natĂŒrlich aber mit Aufwand verbunden.
Fazit
Insgesamt bieten sowohl der GroĂhandelsvertrieb (Wholesale) als auch der Verkauf auf MarktplĂ€tzen eine Reihe von Vorteilen fĂŒr Unternehmen, ihre Produkte zu verkaufen. Die Wahl einer der beiden AnsĂ€tze hĂ€ngt eng mit den individuellen BedĂŒrfnissen und Zielen des Unternehmens zusammen.
WĂ€hrend der GroĂhandelsvertrieb niedrigere Preise und garantierte UmsĂ€tze bietet, ermöglicht der Marktplatzverkauf eine gröĂere Reichweite, direkten Zugang zu Endverbrauchern und die Möglichkeit, die Gestaltung der Produktdarstellung im Rahmen der Möglichkeiten des Marktplatzes selbst in die Hand zu nehmen.
Letztendlich hĂ€ngt die Entscheidung fĂŒr oder gegen einen der beiden Vertriebswege von den individuellen AnsprĂŒchen der Unternehmen ab, aber auch davon, wie viel ein Unternehmen bereit und imstande ist, fĂŒr die Platzierung auf einem oder mehreren MarktplĂ€tzen selbst zu leisten.
In einigen FĂ€llen kann sicherlich auch ein Tandem- bzw. Hybrid-System der optimale Weg sein. HierfĂŒr arbeiten einige MarktplĂ€tze mit beiden Business-Modellen. Das bedeutet, sie bieten HĂ€ndlern und Marken sowohl den klassischen Ein- und Verkauf als auch das Plattform-Modell an. Amazon stellt dafĂŒr beispielsweise die Modelle FBA (Fulfillment by Amazon) und FBM (Fulfillment by Merchant) zur VerfĂŒgung. ZusĂ€tzlich besteht fĂŒr groĂe Marken auch die Möglichkeit, auch auf MarktplĂ€tzen als GroĂhĂ€ndler aktiv zu sein â bei Amazon etwa als Vendor. Auch OTTO und Kaufland bieten diese Möglichkeit teilweise an.
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Jule Schulz
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Henry Krause